Gelassenheit finden - Kann uns Yoga dabei helfen?

Gelassenheit, wer hätte sie nicht gerne? Vielleicht hattest Du schon einmal das Vergnügen, den Dalai Lama live zu erleben und seine heitere Gelassenheit hautnah zu erleben. Verblüffend! Wie macht er das nur,  auch und vor allem angesichts der Geschehnisse dieser Welt? Aber langsam, vielleicht sollten wir uns die Bedeutung von Gelassenheit genauer ansehen und erst einmal klären, was damit überhaupt gemeint ist!

 

Hier also eine Definition: Gelassenheit ist die Fähigkeit auch in schwierigen, sogar aussichtslos scheinenden Situationen stets die Innere Ruhe zu bewahren und sich nicht dazu gezwungen zu sehen, spontan - und damit auch oft unbedacht - zu handeln.

 

Da haben wir es: es hat etwas mit Geduld zu tun und auch etwas damit, dass man sich nicht immer gleich persönlich emotional mit einer Situation auseinandersetzt, sondern bedacht die Situation betrachtet, den Standpunkt des Gegenübers anschaut und erst dann reagiert - oder eben auch nicht. Viele glauben ja, dass „keine Reaktion“ Desinteresse oder Ignoranz sei; manchmal ist „keine Reaktion“ aber eben auch die einzig richtige! Ich beobachte immer wieder, dass sich Menschen sofort persönlich angegriffen fühlen und extrem reagieren. Warum muss man in der heutigen Gesellschaft Angst haben, körperlich angegangen zu werden, nur weil man jemanden höflich darum bittet, er möge in der Bahn die Musik etwas leiser machen? Was ist hier bloß los? Gelassenheit wäre (nicht nur) in solchen Situationen ein echtes Geschenk!

 

Wie finden wir sie denn nun, die Gelassenheit in uns? Da hilft uns u.a. das Yogasutra des Patanjali. Es führt uns auf dem Weg des Raja-Yoga zur größtmöglichen Gelassenheit! Schon in der zweiten Sutre heißt es: „Yogas citta vrtti nirodhah“ - „Yoga ist das Zur-Ruhe-bringen der Gedanken im Geiste“. Wenn der Geist ruhig ist, dann kann uns so schnell nichts aus der Bahn werfen. Wenn wir gelassen sind, dann fällt es uns leichter, auf andere Rücksicht zu nehmen und wir halten uns auch selbst nicht immer für so wichtig. Im Besten Falle erkennen wir durch Konzentration (Dharana) und Meditation (Dhyana), dass „Alles Eins ist“. Spätestens hier gibt es keinen Grund mehr, ungeduldig oder gar aggressiv zu werden, man kann sich gelassen dem Fluss des Lebens anvertrauen.

 

Mir ist durchaus bewusst, dass nicht jeder Mensch das Yogasutra kennt, selbst die, die schon viele Jahre regelmäßig Yogakurse besuchen. Und das ist auch gar nicht so wichtig. Ich stelle insgesamt freudig fest, dass das Interesse vieler Yogaschüler groß ist, zu erfahren, was Yoga noch ist außer mehr oder weniger schwieriger Körperhaltungen. Und da muss ich als Yogalehrerin nicht gleich tief in die, zugegeben, wunderbare Philosophie des Yoga eintauchen, es geht auch anders: Meditiert mit Euren Schülern! Immer wieder und auch immer wieder auf eine andere Art. Und singt! Mantras sind einfach und trotz allem wunderschön! Es ist beeindruckend zu sehen, welch große Veränderung sich in kurzer Zeit vollziehen kann, wenn die Menschen einfach wieder in Kontakt mit sich selbst kommen! Das wirkt nicht nur entspannend, sondern fördert definitiv auch unsere Gelassenheit.

 

Eine einfache Meditation, die man auch in Alltagssituationen praktizieren kann: Schließe Deine Augen und richte Deine Wirbelsäule auf, egal ob Du auf einem Stuhl sitzt oder in einer kreuzbeinigen Sitzhaltung. Konzentriere Dich erst auf den Fluss Deines Atems ohne ihn zu beeinflussen. Versuche, ganz bei Deinem Atem zu sein. Nach einiger Zeit versuchst Du dann, sämtliche Geräusche um Dich herum wahrzunehmen. Lasse Dir nichts entgehen! So wirst Du mit der Zeit wesentlich ruhiger werden. Am Schluss der Meditation wendest Du Dich noch für ein paar Atemzüge nach Innen, zu Deinem Atem.

So kannst Du in nahezu jeder Situation wieder in Kontakt mit Dir selbst kommen und nimmst auch schwierigen Situationen ihre übermäßige Emotionalität.

 

In diesem Sinne: Meditiert und singt! Ich wünsche Euch allen eine schöne (aus-)gelassene Zeit!