Ahimsa - die Gewaltlosigkeit. Ein großes Thema in Patanjalis Yogasutra, dem Hauptwerk des Raja-Yoga. Dem Königsweg des Yoga, auf dem es v.a. um die Kontrolle des Geistes geht. Natürlich geht es hierbei auch um das 5. Gebot des Christentums "Du sollst nicht töten". Hier begründet sich auch der Vegetarismus im Yoga. Aber es geht weit über physische Gewalt hinaus. Auch die Worte und Gedanken sollen gewaltfrei sein und die Gewaltlosigkeit bezieht sich auf ALLE Lebewesen (auch auf dicke schwarze Kellerspinnen an der Wohnzimmerwand!). Spätestens hier wird es auch für mich schwierig (v.a. wenn mein Mann nicht zu Hause ist...)! Aber ich habe "Ahimsa" eine Chance gegeben und mir wurde schnell Einiges klar:
1. Ich bin bei Weitem nicht so vorurteilsfrei, wie ich es gerne hätte (ich arbeite aber weiter daran),
2. Urteilen und auch Verurteilen geht in Null Komma Nix und es Bedarf tatsächlich einiger Übung, um sich dessen bewusst zu werden und entsprechend dagegen zu steuern,
3. es macht mich ziemlich aufmerksam, was meine Umwelt angeht, denn der Versuch, kein Tierchen und auch kein Blümchen beim Gehen zu zertreten, erfordert einiges an Beobachtungsgabe und im Zweifelsfall auch Reaktionsvermögen.
Das heißt, dass Ahimsa uns dazu bringen kann, endlich im Hier und Jetzt zu leben und damit mehr im "Sein" zu sein. Außerdem stellt sich durch beständiges Üben tatsächlich sowas wie innerer Frieden ein! Ein tolles Gefühl! Leider ist dieser Zustand bei mir immer noch relativ instabil und ich ertappe mich regelmäßig dabei, dass ich doch wieder jemanden gedanklich "die Pest an den Hals" wünsche oder meine Kinder zur Schnecke mache, weil ich irgendwas schon gefühlte 1000 Mal gesagt habe und ich immer noch ignoriert werde (übrigens meist (m)ein Kontrollproblem; das Wissen darum hilft aber nicht!).
Nichtsdestotrotz: Einen Versuch ist es definitiv wert! Es führt zu innerem und damit zwangsläufig zu äußerem Frieden. Es macht diese Welt ein wenig besser und wir können leichter zu uns selbst finden. Und da wir selbst ja mit in die Gewaltlosigkeit eingeschlossen sind, führt es vielleicht auch zu mehr Selbstliebe und -annahme.
Das Wunderbare an der Yogaphilosophie ist, dass man alles selbst ausprobieren und damit die Wirkungen selbst erleben kann. Man muss nicht einfach glauben. Gerade für Nicht-Religiöse ein riesiger Gewinn!
Und wenn Deine Mattennachbarin demnächst in der Yogastunde mal wieder das rechte Bein ums linke Ohr wickelt, dann denke auch hier an Ahimsa; Dir UND ihr gegenüber ;-).
Namasté!